Die Erkundung von Oberflächenstrukturen, wie sie sich in der erlebbaren Natur zeigen, sind die Basis für Landschaftskomplexe und Einzelbilder . Durch Naturabdruck und Einfaltungsverfahren werden naturähnliche Strukturen ohne fotografische oder andere reproduktionstechnische Hilfsmittel rein malerisch hergestellt. Die sehr realistisch wirkenden Muster werden mit den Fingerspitzen ohne die üblichen Malutensilien gestaltet. Die Muster werden in collageähnlicher Montage auf HdF-Tafeln zueinander in Beziehung gesetzt zu einem Bild oder Bildkomplex.
Bildkomplexe bestehen aus mehreren Teilen und ersetzten die Zentralperspektive mit einer fließenden Bedeutungsperspektive zur Wahrnehmung eines Themas oder einer Landschaft als zusammenhängendes Gelände. Die Einzelteile eines Bildkomplexes im Raum können untereinander ausgetauscht werden, ohne dass sich der Gesamteindruck der Landschaft verändert,
Ein einzelnes Muster hat allein keine Bedeutung. Nur im Zusammenhang mit anderen Mustern entsteht ein Bild.
siehe auch : "Ambient Vision"
Zwei Beispiele:
1 - Einzelteile aus dem 20-teiligen Landschaftskomplex "ATLAS"
Muster sowohl für "ATLAS"
als auch für
"SYLLA UND CHARYPTIS"
Folien hergestellt durch Naturabdruck
2 - gleiche Muster,andere Anordnung für den 16-teiligen Bildkomplex SKYLLA UND CHARYPTIS
Da ich den Naturselbstabdruck oft in meinen Arbeiten verwende, hier einige Anmerkungen zu dieser archaischen Technik. Es handelt sich um die älteste
Reproduktionstechnik der Menscheit. Naturabdrucke hat es immer gegeben: für kultische , künstlerische oder praktische Zwecke. Zwischen den ersten bekannten Anwendungen in den steinzeitlichen
Höhlenmalereien und denen moderner Spurensicherungsmethoden liegen 30000 Jahre. So scheint der Naturabdruck die Morgendämmerung der abbildenden Kunst zu sein. Künstler und
Wissenschaftler in verschiedenen Kulturepochen haben sich die Eigenschaften und Möglichkeiten dieses archaischen Verfahrens zunutze gemacht und in ihre Werke einbezogen.Natursebsdrucke in der
klassischen Landschaftsmalerei sind kaum als Abdruck erkennbar und wurden als Geheimtip weitergegeben.
Ein flacher Naturabdruck entsteht, indem ein naturnahes Abbild erzeugt wird durch den Druck einer Folie auf eine reliefartige Oberfläche von Alltagsgegenstandänden,
Pflanzen, Steinen und anderen Naturobjekten bei gleichzeitiger Bearbeitung mit Farbe und anschließender Glättung der Folie. Bei dünnem Farbauftrag werden selbst feinste Strukturen realistisch
wiedergegeben - (siehe oben).
Ein frühes überliefertes Beispiel für diese einfache Technik ist der Abdruck eines Salbeiblattes in einem Skizzenbuch von Leonardo da Vinci*, ergänzt von ihm mit handschriftlicher Beschreibung des Vorgangs. Auch Max Ernst bezog sich auf diese alte Technik. seine Frottagen sind Naturabducke. Er hat immer betont, dass das nicht seine Erfindung war, sondern schon immer dargewesen. Üm das Jahr 1700 wurden mit Naturselbstdruck naturgetreue Abbilder zur Bestimmung von Pflanzen gesammelt, um die neu entwickelte wissenschaftliche Systematik in der biologischen Forschung zu dokumentieren. Am bekanntesten ist die epigrafische Zeichnung, Diese Technik fand breite Verwendung in der frühen Archäologie zur Sicherung und Darstellung von Relieffen und Inschriften.
Ein weiteres Beispiel von praktisch angewendeten Naturabdruck ist der biometrische Fingerabdruck zum Identitätsnachweis. Auch er bedeutet nicht einfach die Abbildung von einer Oberflächenstruktur, vielmehr die reale Spur einer Anwesenheit.
Der Naturabdruck ist Arbeit mit den Fingerspitzen. Diese Uralte Technik ist voller Überraschungen - kein Abdruck gleicht dem anderen.Es ist ein experimentelles Verfahren mit gelenktem Zufall, das ich für meine Arbeit nutze. So entstehen naturähnliche Muster, die ich anschließend thematisch durch collageähnliche Montage auf HdF-Tafeln zueinander in Beziehung setze.
Sie ermöglichen dem Betrachter der Bilder die Wahrnehmung realistischer Oberflächen im analogen Modus mit außergewöhnlich plastischer Raumwirkung.
*Leonardo da Vinci : Naturabdruck von einem Salbeiblatt mit Notizen zur Technik
Kapitel IX616 des Codex Atlanticus (ca. 1505)